Schlagwörter
Alpinisten, Aser, Behälter, Bergsteigen, Bergtouren, Brustriemen, Fjellräven, Jack Wolfskin, Jagdrucksack, Jakobsweg, Kraxe, Mammut, Outdoor-Equipment, Rückentrage, Rucksack, Rucksacking, Rucksacktourist, Tornister, Trekking, Trekking-Tour, Wandern
Was dem Matrosen sein Seesack, dem Grenadier sein Sturmgepäck, das ist dem Bergsteiger und Trekking-Tourer sein Rucksack. Der Rucksack ist so was wie die „Wohnung des Wanderers“. Wie ein Wohnwagen oder Campmobil im großen, übernimmt der Rucksack im kleinen die Funktion ein Stück zu Hause auf Wanderschaft mitzunehmen. Sesshaft sein und Nomadentum zur Koexistenz zu zwingen.
Ein Schneckenhaus, das der Wandersmann auf den Rädern respektive auf dem Rücken trägt. Analog der Weinbergschnecke. Im Rucksack ist – zumindest idealerweise – alles was man unterwegs zum leben und zum überleben „on the trail“ braucht: Survival-Kit, Erste-Hilfe-Set, Outdoor-Outfit, Notfallrationen, Kombi-Werkzeuge, Schweizer-Offiziermesser und Leatherman-Multitool, Seil und Seide, Haken und Ösen. Also alles: und dazu ein paar Pullen Bier, Chips und Schoko-Flips sowie ein Necessaire, zum Styling für das Gipfelfoto.
Wer seinen Rucksack richtig gepackt hat, ist für jeden Notfall, für alle Eventualitäten gerüstet. Nicht umsonst ist immer die Rede von den „gut ausgerüsteten“ Alpinisten, Bergfexen etcetera pp. Der Rucksack ist also eine Art „Allzweck-Waffe“, ein unverzichtbares Attribut des „Alpinen“, ein Prestigeobjekt des „Homo Outdooriensis“. Was dem Autofahrer sein Audi, BMW oder Benz ist dem Hiker, Trekker und eben „Rucksacktouristen“ sein Fjellräven, Basic Nature, Vaude, Jack Wolfskin, Mammut, Salewa, Schöffel oder Samsonite.
Wer will schließlich schon mit einer Billig-Marke von Aldi auf dem verschwitzten Rücken im Frühtau zu Berge ziehen und die Zinnen und Zitadellen der Zugspitze erklimmen. No Name, no Fame! No One, no Fun! Verharren wir noch kurz bei den Anglizismen, die sich in diesem speziellen Fall in einem Germanizismus konjugieren. Denn wie heißt der Rucksack auf englisch so schön? Richtig, Rucksack! Die Franzosen und Italiener haben dagegen vornehme Umschreibungen für den „Backpack“ gefunden: sac tyrolien respektive sacco da montagna. Nun ja!
Was aber ist im eigentlichen Sinn des Wortes ein Rucksack? Eines vorneweg. Es gibt ihn in allen Varianten und Variationen: Vom Kids-Rucksack über den City- oder Body-Bag, Daypack, Blunse, Notebook-Rucksack, Fahrradrucksack, Tourenrucksack, Runner-Rucksack bis hin zu den High-Tech-Rucksack mit Spezial-Texturen für Himalaya-Trekker und Expeditions-Extremisten in Form und Größe eines veritablen Pharaonen-Sarkophags.
Wenden wir uns also kurz der Enzyklopädie zu. Wikipedia weiß, dass es sich um einem Behälter aus Stoff, flexiblem Kunststoff oder Leder handelt, der an Gurten auf dem Rücken getragen dem Transport von Gegenständen dient. Leichte Rucksäcke werden allein an Schultergurten getragen; bei Rucksäcken für den Transport schwerer Lasten wird die Last über einen Hüftgurt auf die Hüfte verlagert. Man unterscheidet nach Form und Fassungsvermögen, das in Liter angegeben wird. Das Grundgerüst moderner Tragegestelle nennt sich „Frame“. Dieses hat, meist analog zum Gestellrucksack, ein Hüftpolster sowie eine ausklappbare Querplatte, um Lasten aufzuschnallen. Aha, Definition geklärt!
Vorläufer des Rucksacks ist die Rückentrage, die im alpinen Raum Kraxe heißt, andernorts unter Kiepe, Kötze. Kürbe oder Reff firmiert. Die Urformen gehen in die archaischen Zeiten des Steinzeitmenschen zurück, denn wer – was sich aufgrund der menschlichen Physis anbietet – etwas auf dem Rücken transportieren will, spannt schnell, dass sich dies durch eine wie auch immer geartete Tragvorrichtung erheblich erleichtern lässt. Eine Apparatur, die wiederum an den Schultern und an der Hüfte mit Gurten fixiert wird. Schon Ötzi war also – diese Vermutung legen die Fundstücke nahe – wohl mit Kraxe unterwegs. Eine Urform, die ohne feste Tragegestelle auskommt und sich bei Hubertusjüngern bis heute großer Beliebtheit erfreut ist der sogenannte Jagdrucksack oder fachmännisch, weidmännisch Aser. Das Unterholz-Utensil aus Lodenstoff und Leder verzichtet auf ein sperriges Gestell und viellitrige Volumina, um sich bei der Pirsch im Gelände geräuschlos bewegen zu können.
Wie leider nur zu oft in der Menschheitsgeschichte trug das „Armeewesen“ zur technologischen Innovation von Gebrauchsgegenständen und Allerweltsgerätschaften bei – so auch beim Rucksack: Die ersten Brustriemen wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts beim preußischen Militär eingeführt. Die nach hinten ziehende Last wurde so vom Oberkörper abgefedert. Der Brustriemen erhöhte den Tragekomfort des Tornisters und ermöglichte es den Infanteristen größere Lasten zu schultern. Der zur Zeiten Kaiser Wilhelms eingeführte Heerestornister M1895, war ein absolutes Erfolgsmodell und bestand aus einem mit Stoff verkleideten Holz- oder Geweberahmen. Die Farbe wechselte im Krieg von beige zu schilf und grau. Als entscheidende Weiterentwicklung erwiesen sich in den 60er Jahren die Rucksack-Gestelle aus leichtem Aluminium – ohne die heute kein Nomaden-Epigone mehr auf Trekking-Tour oder den Jakobsweg geht. Als denn: ohne Gepäck, kein Trek!
Dinesh Bauer