Schlagwörter
Alpensee, bayerisches Biotop, bayerisches Meer, Chiemgau, Chiemsee, Oberbayern, Relikt der Eiszeit, Schilfgürtel, Segeln am Chiemsee, Tiroler Ache, Urlaub in Bayern
Das bayerische Meer lässt sich nicht mit den Mittelmeer oder gar dem Atlantik vergleichen. Mit einer Fläche von exakt 82, 5 km² ist das „bayerische Meer“ ein Mini-Meer. Aber das haben auch die Bretonen: Den Golf von Morbihan – bedeutet doch Morbi-Han auf bretonisch kleines Meer. Im Vergleich zu den anderen bayerischen Seen ist der Chiemsee jedoch ein „Gigant der Meere“: Seine Uferlänge beträgt 64 Kilometer, sein Einzugsgebiet 1400 km², seine größte Tiefe 73, 4 Meter, seine mittlere Tiefe 25, 6 Meter, sein Wasservolumen 2048 Millionen m³. Imposante Zahlen für ein Bergland wie Bayern. Wie alle anderen Seen ist auch der Chiemsee eine Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit. Im übertragenen Sinn also ein Gletschersee. Früher, vor 2000 oder gar 5000 Jahren war er um einiges größer und umfangreicher, reichten seine Ufer bis an den Rand der Kampenwand. Im Lauf der Zeit hat jedoch die Tiroler Ache Millionen Tonnen von Sediment und Geröllschutt aus den Alpen im Seebecken abgelagert, so dass dieser langsam aber stetig schrumpft.
Dieser bis heute andauernde Prozess der Verlandung hat entlang des buchtenreichen Südufers zum Entstehen großer Schilf- und Röhrichtzonen geführt. Sozusagen alpine Mangrovenwälder. Diese Rückzugsorte von Fauna und Flora haben diese Uferzonen in wertvolle Biotope verwandelt: seltene und auf der roten Liste stehende Vogel-, Amphibien- und Pflanzenarten haben in den knapp 6000 Hektar großen Naturschutzgebieten rund um den See ein Refugium gefunden, mehr als 20 Fischarten – von der Brachse über den Saibling bis zum Hecht – haben dort ihre Laichplätze. Kein Wunder also, dass der Chiemsee für viele nicht nur der größte, sondern auch der schönste und natürlichste der großen Seen des Bayernlands ist. Der Kontrast zwischen den Felsformationen der Kampenwand und dem bäuerlich geprägten Umland setzt malerische Akzente, macht den besonderen Reiz der lieblichen und doch majestätischen Landschaft aus.
Und natürlich finden hier Freizeit-Skipper ihr Eldorado. Für Fans der nautischen Statistik: am See sind derzeit rund 10.000 Boote registriert, gibt es 26 Bootshäfen und 443 Stege, um vor Anker zu gehen. Ein Wort zu Wind und Wetter: In Seglerkreisen hört man oft den lakonischen Satz: am Chiemsee gibt es nur zwei Windstärken: entweder zu wenig, oder zu viel Wind. Aufgrund der Gebirgsnähe ändern sich die Wetter- und Windverhältnisse oft schlagartig, ja im Minutentakt. Und es wird kolportiert, dass manche Boote auf dem See im Kreis herumführen ohne dazu die Stellung der Segel verändern zu müssen. Obwohl der Chiemsee auf den ersten Blick recht idyllisch und harmlos wirkt, trügt der schöne Schein. Eine Seekarte sollte man also schon an Bord haben, denn das Revier hat seine eigenen Tücken: gefährliche Untiefen und Klippen, sich ständig drehende Fallwinde und jäh aufziehende Gewitterfronten machen das Segeln oft zum Lotteriespiel. Neuralgische Punkte sind vor allem die schmalen Flaschenhälse zwischen den Inseln und den zahlreichen Landzungen mit ihrer starken, unberechenbaren Thermik.
Im Osten des Sperrriegels aus den drei Inseln Herren- und Frauenchiemsee sowie der Krautinsel erstreckt sich der „Weitsee“: ein großes ovales Becken, dass den Seglern etwas mehr Platz zum navigieren und kreuzen lässt. Abgesehen von den Wind- und Wetterkapriolen ist der See ein Segelrevier, dass seines gleichen sucht. Vom Wasser her bieten sich Seglern wie Ruderern wundervolle Ein- und Ausblicke in eine verwunschene Märchenwelt: auf das neue Versailles des „Kinis“, auf das Puppenstuben-Eiland der Fraueninsel mit seinen uralten Klosterbauten, auf die Felszacken im Süden, die bei Föhnlagen wie glasiert glänzen. Der Chiemsee hat eben doch etwas von Südsee.
Dinesh Bauer
Ja und noch was, wenn ihnen die Geschichte gefallen hat, schauen Sie doch auf einen Sprung auf meiner Autoren-Seite vorbei, dort finden Sie meine Bayern-Krimis. Würde mich freuen, wenn Sie ein wenig darin blättern…