Schlagwörter

, , , , , ,

Einsam ist es hier oben, der Ofen ist kalt, das Licht trüb und glasig. Eine märchenhafte Monotonie umfängt einen. Das Marterl steht da wie immer, fest mit der Erde verwachsen. Der Heiland streckt uns seine Hände entgegen. Der Gekreuzigte, nackt und bloß sein unnatürlich, von Schmerzen verkrümmter Leib. Hier oben wäre er längst erfroren.  Seine Jünger, ein nichtsnutziger Haufen feiger Gesellen, ist geflohen – hat ihren Herren hungern und frieren lassen. IHS – ich hasse Schnee! Still ist es – und es wird schnell dunkel werden. Die Nacht geht einem nah im Winter. Frost, Eis und Schnee zogen von jeher enge Grenzen, lassen keinen Raum für große Sprünge. Wie im Leben und im Tod waren einem eben Grenzen gesetzt – nach oben, wie nach unten. Das Gesetz der Schwerkraft erlaubte uns keine großen Sprünge. Nur kleine, bedächtige Schritte, die uns im Kreise, an der Nase herumführen. Da heißt es warten, auf den Frühling, den Lenz, die Herden, die seit Jahrhunderten vom Tal herauf ziehen – für einen Almsommer lang. Mit ihnen kommen die Hirten, Jahr um Jahr, seit Jahrtausenden im ewig gleichen Kreislauf, schreiben sie ihre Geschichte, die über Stock und Stein immer weiter führt, einer fernen, ungewissen Zukunft entgegen. Wirft doch die hellste Sonne, die düstersten Schatten. Und der Weg zur Hütt’n hinauf oder ins Tal hinunter war gar steil und steinig. Da schadet ein gebet nicht. Schon rein sicherheitshalber. Das Leben der leut in den Bergen war noch nie einfach. Um diesen Umstand wusste man. Und formte ihn zu sprichwörtlichen Wendungen: „Nix gwiss, weiß man ned!“ „S‘ werd nachad scho wern!“ Eine gewisse Skepsis war damals, ja ein nicht näher bestimmbarer Defätismus erscheint bis heute, im hier und jetzt angebracht.

Dinesh Bauer