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Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Gradierwerk, Kochsalz, Museum Klaushäusl, Natriumchlorid, Reichenhaller Salz, Saline, Salz, Salzabbau, Salzbergwerk, Salzgewinnung, Salzhandel, Salzregal, Salzsiederei, sole, Soleleitung, Solequelle, Steinsalz
O Sole Mio! Salz konserviert. Salz hält Lebensmittel frisch. Salz stammte nicht nur aus dem Meer, sondern kam aus den Bergen. Das weiße Gold war in der „guten alten Zeit“ nicht nur als Speisewürze, sondern vor allem als Konservierungsmittel unverzichtbar. Fleisch, Fisch und Gemüse wurde eingepökelt oder in Salzlake eingelegt und so haltbar gemacht. Von jeher galt Salz als segensreicher Stoff, als Unheil abwehrendes Mittel, dass bei kultischen Zeremonien verwendet wurde. Sal Sapientia, das Salz der Weisheit, war eine der magischen Zutaten von Tinkturen und Mixturen. In der jüdischen Kultur symbolisiert es die fortwährende Existenz des ewigen Bundes mit Gott.
Im vierten Buch Moses heißt es: „Das soll ein Salzbund sein für immer vor dem Herrn für dich und für deine Nachkommen mit dir.“Und dem antiken Autor Cassiodor wird der schöne Satz zugeschrieben: „Ohne Gold kann man leben, ohne Salz nicht!“ Dementsprechend wurde in alten Zeiten Salz mit Silber aufgewogen: ein Luxusgut mit dem auf Salzstraßen Fernhandel getrieben, dass als Zahlungsmittel diente und um dessen Besitz Kriege geführt wurden. Bis ins 19. Jahrhundert war das Recht des Abbaus, Transports und Handels eine königliche, respektive fürstliche und staatliche Domäne.
Das Salzregal wurde vom Landesherrn verbrieft. Die Produktion selbst lag lange Zeit in den Händen staatlicher Monopolisten. Noch heute zeugen Namen wie Salzach oder Salzburg, Bad Reichenhall oder Hallein – abgeleitet vom keltischen Wort „Hal“ für Salz – von der Bedeutung der magischen Substanz im Alpenraum. In den Bergen rings um Reichenhall schürften schon Kelten und Römer in unterirdischen Stollen nach dem weißen Gold. Im Mittelalter ist eine natürliche Solequelle am Gruttenstein bekannt. Seit 1300 ist die Salzgewinnung für Reichenhall urkundlich belegt. Mitte des 15. Jahrhunderts gelang es mehrere Solequellen in einem einzigen Brunnenschacht zusammenzufassen, was die Soleförderung mit Schöpfrädern erheblich erleichterte. In der Saline Reichenhall wurde die Sole in riesigen Eisenbehältern, den Salzpfannen, erhitzt, getrocknet und zu gut stapelbaren Blöcken gepresst.
Auch in Berchtesgaden wurde seit 1517 Salz gewonnen. Das königliche Salzregal war den Mönchen jedoch schon im 12. Jahrhundert verliehen worden. Zum Sieden benötigte man enorme Mengen an Brennholz: Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Jahr für Jahr 265000 Kubikmeter Holz verfeuert. Als das Holz in der näheren Umgebung der Salzlagerstätten knapp wurde, entschloss man sich 1616 im kurfürstlichen Kabinett zu einem kühnen Vorhaben: den Bau einer 32 Kilometer langen Sole-Pipeline von Reichenhall nach Traunstein. Nach eingehender Beratung in der Salzkommission machte sich Hofbaumeister Hans Reiffenstuel im Frühjahr 1617 ans Werk.
Bereits im August 1619 floss die Sohle – und zwar fast 300 Jahre lang, bis zum 29. Juli 1912, als die Saline in Traunstein ihren Betrieb einstellte. Heute ist Kochsalz, chemisch gesehen Na Cl, sprich Natriumchlorid, Massenware. In Deutschland erzeugen derzeit fünf Salinen jährlich gut 14 Millionen Tonnen Salz. Der Löwenanteil davon ist Steinsalz – das in Minen bergmännisch abgebaut und zu Tage gefördert wird. Um an das Salz der Erde zu kommen, werden tiefe Schächte in die Salzflöze gebohrt. Unter hohem Druck wird Wasser in die Schächte gepumpt und das salzhaltige Gestein zertrümmert. Die Sole, das Salz-Wassergemisch, wird nach oben gepumpt und in der Salzsiederei verdampft. Einen guten Einblick in die Geschichte der Salzgewinnung im Chiemgau vermittelt das Museum Brunnhaus Klaushäusl. Hier kann man sich an einem Original-Schauplatz über die historischen und technischen Hintergründe der Salzgewinnung schlau machen.
Ein Highlight für jeden historisch interessierten Technik-Freak. Das Klaushäusl an der B 305 zwischen Grassau und Rottau ist nämlich die einzige vollständig erhaltene Pumpstation der historischen Soleleitung nach Rosenheim. Mit Hilfe der Pumpstation wurde von 1810 bis 1958 Salzwasser von den Solequellen in Reichenhall und Berchtesgaden in die Rosenheimer Saline befördert – und dort zu feinkörnigem Salz „raffiniert“.
Dinesh Bauer
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