Schlagwörter

, , , , , , , , , , ,

DineshBauer2_kleinWie entstehen meine Bücher, diese bayerischen Krimis? Sehnsucht nach zu Hause, nach der Heimat, nach einem Fixpunkt im Leben? Wieso erzählt man überhaupt Geschichten? Was treibt einen dazu, sich einen Plot auszudenken, Figuren zu erfinden und übers Schachbrett zu schieben? Um nach Antworten zu graben, habe ich mir eine imaginäre dritte Person ausgedacht, die mir quasi von „drenta da Isar“, also vom anderen Ufer drüben, sieben Fragen stellt…

Wenn schon einen Roman. Warum schreibst du Krimis und keine heiteren Romanzen oder Road Movies?

Bluadige Hennakrepf, was für eine Frage. Um ein paar Zipfelklatscher ins Jenseits zu expedieren, ohne dabei Gefahr zu laufen, selber im Häfen zu landen. Spaß bei Seite. Ich mag eigenwillige, schräge Charaktere, mit starkem, regionalem Bezug. Unikate, die in Schottland, Schweden oder Sizilien völlig fehl am Platz wären, aber bei uns „dahoam“ prima funktionieren. Die Geschichten selber sind ziemlich verzwickt, schon um den kriminalistischen Spürsinn des Lesers zu wecken. Das Setting, hoffe ich zumindest, spricht jeden an, der ein Faible für die abgründigen Seiten Bayerns hat. Der Begriff „Hoamad“ ist ja extrem vielschichtig und hat etwas Unergründliches, Hintergründiges. Wenn zum Beispiel mein Lederhosen-Lenin Joe Greiner in die Rolle des bayerischen Revoluzzers schlüpft, dann hat das zwar etwas Tragikomisches, aber auch Authentisches. Denn es gibt diesen Typus ja „in natura“, wenn auch an versteckten, „hinteren Plätzen“.

DineshBauer_TotaleWie ist das, wenn du ein neues Buch anfängst? Gibt es da bestimmte, immer wiederkehrende Rituale?

Ritual? Na, eher einen Ritualmord. Im aktuellen Krimi „Herrgottswasser“ habe ich eingehend mit den Gedanken gespielt, einen Ritualmord an den Anfang zu stellen, also im Thriller-Stil zu beginnen. Habe den Gedanken aber wieder verworfen – und mich für eine eher klassische Exposition des Themas – ganz „Old School“ entschieden. Am Anfang steht aber immer die eine Frage: Welche Geschichte will ich erzählen – und wieso?

Welcher Charakter ist dir besonders ans Herz gewachsen – als Identifikationsfigur oder auch Projektionsfläche?

Puh, ich hab ja schon vor 20 Jahren begonnen mich mit diesem Genre zu beschäftigen – lange bevor es den Eberhofer-Hype gab. Über den Zeitraum von 20 Jahren sind zahlreiche Figuren aus der Schablone gefallen, Charaktere die mir lieb und vertraut geworden sind. Darunter ein gewisser Schorsch Wammetsberger, ein anarchischer Querulant, notorischer Quertreiber und starrsinniger Sturschädel, der prinzipiell nie nach Vorschrift arbeitet, sondern mit unorthodoxen Methoden ans Werk geht – und seine Vorgesetzten, aber auch die zuständigen Kripo-Beamten konsequent mit Missachtung straft. Nach dem alten Motto: Ein Bayer ist ein Bayer ist ein Bayer. In „Herrgottswasser“ hat er auch eine winzige Nebenrolle bekommen. Die eigentlichen „Helden“ kommen jedoch als Quartett daher, die Vier kennen sich seit ewigen Zeiten und machen zusammen Musik, sind sich ansonsten jedoch in der Sache selten einig, was wiederum reichlich Zündstoff birgt. Denn was wäre ein echter Bayer ohne seine Maß und eine ordentliche Stammtisch-Streiterei? Noch unausstehlicher.

Die_Gartenlaube_(1876)_b_169Was hat dich dazu animiert, deinen kriminellen Neigungen nicht in Feuerland oder am Kongo nachzugehen, sondern „dahoam“, in deiner Heimat zu drastischen Mitteln zu greifen?

Das Bayerische liegt mir im Blut, oder in der DNA – wie man will. Mein Stammbaum reicht bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurück und meine sämtlichen Vorfahren stammen aus dem Biermuda-Dreieck zwischen Bad Aibling, Wolfratshausen und Bad Tölz. Das hat zwangsläufig Spuren hinterlassen. Ich bin eng mit meiner Heimat verflochten: dazu zählt die Sprache, die gewachsene Kultur, das Brauchtum, das kulinarische Erbe und die echte Volksmusik. Mit den Bauernfünfern, den halbseidenen Haderlumpen und Odel-Outlaws kenn ich mich bestens aus. Man muss wahrlich nicht die gängigen Klischees bedienen, um genügend „Modelliermasse“ zur Hand zu haben: knorrige, knurrige, in sich stimmige Charakterköpfe zu kneten. Natürlich kenn ich auch das weiß-blaue Land wie meine Joppentasche: die schroffen Berge, die dunklen Wälder, die windschiefen Winkel – zwischen Idyll und Ideal gähnt immer irgendwo ein Abgrund.

Nun, dein neues Buch ist fix und fertig. Es liegt druckfrisch vor dir am Bankerl. Beginnst du darin, mit sagen wir mal „breiter Brust“ zu blättern?

Iatzt hast mich aber am falschen Fuß erwischt. Es kommt darauf an, würde ich sagen. Gerade wenn eine Lesung ansteht, schau ich mir die einzelnen Kapitel noch einmal genau an. Welche Szene bildet die Quintessenz der Geschichte am besten ab? Welche Dialoge lassen den ureigenen Charakter der Protagonisten durchscheinen? Es fällt mir nämlich meistens echt schwer, mich für eine bestimmte „Untat“ meines „Bavarian Dream-Teams“ zu entscheiden.

Photo2772Wie sieht es bei dir am Schreibtisch aus? Was ist immer in Griffweite – jetzt mal außer der Maus und der Tastatur?

Ohne ein paar Schmiermittel komme ich nicht aus. Da bekenne ich mich in allen Anklagepunkten schuldig. Im wesentlichen lässt sich da zwischen festen und flüssigen „Betriebsstoffen“ unterscheiden. Jeder, der das Vergnügen hat mich etwas näher zu kennen, weiß dass ich ein Blätterteig- und Sahne-Junkie bin. Ein „Süßer“ halt, wie meine Oma immer gesagt hat. Lieber Preiselbeeren als Presssack. Eine besondere Zuneigung bringe ich dem Strudel entgegen. Apfel-, Topfen-, Marillen-Strudel, mmh. Gerade am Nachmittag, zu einem Kaffee-Kanderl. Wenn’s vorm PC mal später wird, geht schon mal ein Stamperl Apfel- oder Birnbrand, am liebsten von einer Privatbrennerei in Bad Feilnbach. Ein Traum, die wissen wie es geht. Noch etwas – meine Maskottchen dürfen keinesfalls unter den Schreibtisch fallen. Die sind so etwas wie ein Talisman oder besser gesagt Talis-Tierchen für mich. Da wäre erstens der freche Elch Ole aus dem Mittsommerland, dann Yosemite Joe, mein Schwarzbär von der West Coast und Yumba, die Dame des Hauses, die hauptberuflich im Tierpark Hellabrunn logiert und etwas kamerascheu ist. Die schauen mir beim Schreiben auf die Finger.

Photo2771Wo stöberst du am liebsten nach neuem Lesestoff, nach neuen Anregungen?

Da ich vom Fernsehen, vom bewegten Bild komme, liebe ich Geschichten, die sehr szenisch gebaut sind – in sich geschlossene Begegnungen, die sich wie Perlen an einer Schnur, aneinanderreihen. Miniaturen, die wie im Brennglas, die Struktur der Story wiederspiegeln. Und ich bin ein Fan von Serien, einzelne Episoden die durch ähnliche Szenerien und natürlich dieselben Darsteller miteinander verwoben sind. Um das „Richtige“ zu finden, geht nichts über akribische „Feldforschung“, also eine Versuchsgrabung in den Regalen von Buchhandlungen und Büchereien. Da bin ich in meinem haptischen Metier.

Euer „Buch-Macher“ Dinesh Bauer

Lust auf eine meiner Geschichten? Sie finden meine Krimis wie „Bayerisches Roulette“ oder „Herrgottswasser“ im Buchhandel oder bei den Buch-Discountern im Netz. Schmökern Sie mal rein – tät mich gfrein…